Helsinki

Music Center 1+2

1999  Projekt 

Die erste Stufe dieses Wettbewerbes sollte vor allem die städtebaulichen Randbedingungen näher definieren - und hier wiederum eine gescheite Verkehrslösung für den Bereich zwischen Hauptbahnhof und Finlandia vorschlagen.

Tatsächlich wurde die einfallslose Verkehrsführung der Stadtentwicklungsplanung bestätigt, die eine Durchquerung dieses Gebietes, mit einem an der Oberfläche geführten Zubringer zur später unterirdisch geführten Stadtautobahn vorsieht. Zwangsläufig durchschneidet dieser Verkehrsweg die räumliche und landschaftliche Verbindung zwischen Bahnhof, Museum und Musikzentrum mit der Finlandia und dem Töölonlahti-Park, aber auch die Querverbindung zwischen der Mannerheim-Straße und dem Bahnhofsgelände. Auch wurde - obwohl zur Diskussion gestellt - die städtebaulich störende und architektonisch banale Bebauung des Bahnhofsgeländes samt ebensolcher Landschaftsgestaltung nicht einmal diskutiert, was zumindest für jeden mit dem Wettbewerb Befaßten den Sinn dieser ersten Wettbewerbsstufe in Frage stellen mußte.

Die frustrierten Wettbewerbsteilnehmer waren offensichtlich froh, es in der zweiten Stufe ausschließlich mit dem Musikzentrum als Wettbewerbsaufgabe zu tun zu haben. Anders als idealistisch läßt sich die Teilnahme von fast siebzig Architekturbüros nicht erklären und anders läßt sich auch das Kennwort "So what?!" nicht verstehen, das Volker Giencke für seinen Wettbewerbsbeitrag wählte. Bedenkt man, dass in diesem Projekt neben der Konzerthalle mit Foyer, fünf Probesälen, die Sibelius-Akademie, das Radio-Symphony-Orchester und das Philharmonische Orchester, daneben Restaurant, Café und jede Menge von Nebenräumen untergebracht werden sollten, überzeugt dieses Projekt durch die organische Geschlossenheit, die es trotz der Betonung der eigenständigen Funktionalität aller Einrichtungen findet. Die Transparenz des Foyers, die erst an der umhüllenden Schale des Konzertsaales selbst endet, und der Zutritt zum Konzertsaal von einer Ebene aus, sind Gedanken, die bisher im Konzerthausbau noch nicht verwirklicht wurden. Die Anordnung des Radio-Symphony- und des Philharmonischen Orchesters in einem Baukörper, der den Gebäudekomplex zur Mannerheim-Straße hin definiert, ist ebenso durchdacht wie die Unterbringung der Sibeliusakademie, die auf der obersten Geschossebene den Abschluß und Zusammenschluß des Gebäudes vorsieht, unter Einbeziehung des Daches als Aufführungsort im Freien. Das Restaurant und Café bilden einen Teil der Fassade zum Töölonlahtipark mit Blick auf die Seen und Felsen und die Stadt im Hintergrund und nicht zuletzt auf die aus dem Bahnhof ein- und ausfahrenden Züge. Die Absicht der Stadt, diese Landschaft für Kommerzarchitektur zu missbrauchen, wird einfach negiert.